Karl Kraus Zitate
Karl Kraus lebte von 1874 bis 1936. Er war ein österreichischer Schriftsteller, der als einer der bedeutendsten Aphoristiker, Dramatiker, Lyriker und Satiriker des 20. Jahrhunderts in die Geschichtsbücher einging.
Unsere Sammlung enthält 46 Zitate, Sprüche und Aphorismen von Karl Kraus, die u.a. in folgenden Kategorien zu finden sind:
Ein Blitzableiter auf einem Kirchturm ist das denkbar stärkste Mißtrauensvotum gegen den lieben Gott.
Ein Psychiater ist ein Mann, der sich keine Sorgen zu machen braucht, solange andere Menschen sich welche machen.
Die wahre Beziehung der Geschlechter ist es, wenn der Mann bekennt: Ich habe keinen andern Gedanken als dich und darum immer neue!
Wo sie hintrat, wuchs kein Gras, außer jenes, in das sie die Männer beißen ließ.
Viele Frauen möchten mit Männern träumen, ohne mit ihnen zu schlafen. Man mache sie auf das Unmögliche dieses Vorhabens nachdrücklich aufmerksam.
Tugend und Laster sind verwandt wie Kohle und Diamant.
Keine Grenze verlockt mehr zum Schmuggeln als die Altersgrenze.
Das ist das wahre Wunder der Technik, daß sie das, wofür sie entschädigt, auch ehrlich kaputt macht.
Ein Paradoxon entsteht, wenn eine frühreife Erkenntnis mit dem Unsinn ihrer Zeit zusammenprallt.
Ein Feuilleton schreiben heißt auf einer Glatze Locken drehen.
Kunst ist etwas, was so klar ist, daß es niemand versteht.
Kein Zweifel, der Hund ist treu. Aber sollen wir uns deshalb ein Beispiel an ihm nehmen? Er ist doch dem Menschen treu und nicht dem Hund.
Wenn die Eltern schon alles aufgebaut haben, bleibt den Söhnen und Töchtern nur noch das Einreißen.
Vieles, was bei Tisch geschmacklos ist, ist im Bett eine Würze. Und umgekehrt. Die meisten Verbindungen sind darum so unglücklich, weil diese Trennung von Tisch und Bett nicht vorgenommen wird.
Der Schwache zweifelt vor der Entscheidung; der Starke danach.
Es kommt nicht bloß auf das Äußere einer Frau an. Auch die Dessous sind wichtig.
Das Geheimnis des Agitators ist, sich so dumm zu machen, wie seine Zuhörer sind, damit sie glauben, sie seien so gescheit wie er.
Die Sprache entscheidet alles, sogar die Frauenfrage. Dass der Name eines Weibes nicht ohne den Artikel bestehen kann, ist ein Argument, das der Gleichberechtigung widerstreitet. Wenn es in einem Bericht heißt, »Müller« sei für das Wahlrecht der Frauen eingetreten, so kann es sich höchstens um einen Feministen handeln, nicht um eine Frau. Denn selbst die emanzipierteste braucht das Geschlechtswort.
Erotik ist Überwindung von Hindernissen. Das verlockendste und populärste Hindernis ist die Moral.
Der Aphorismus deckt sich nie mit der Wahrheit; er ist entweder eine halbe Wahrheit oder anderthalb.
Die deutsche Sprache ist die tiefste, die deutsche Rede die seichteste.
Gedanken sind zollfrei, aber man hat doch Scherereien.
Bildung ist das, das die meisten empfangen, viele weitergeben und wenige haben.
Künstler ist einer, der aus einer Lösung ein Rätsel machen kann.
Bei gleicher Geistlosigkeit kommt es auf den Unterschied der Körperfülle an. Ein Dummkopf sollte nicht zu viel Raum einnehmen.
Das Familienleben ist ein Eingriff in das Privatleben.
Einen Aphorismus kann man in keine Schreibmaschine diktieren. Es würde zu lange dauern.
Zum Teufel mit dem Geschwätz über die sexuelle Aufklärung der Jugend! Sie erfolgt doch immer besser durch den Mitschüler, der im Lesebuch das Wort Huren anstreicht, als durch den Lehrer, der die Sache als eine staatliche Einrichtung erklärt, die so wichtig sei und so kompliziert wie das Steuerzahlen.
Kunst ist das, was Welt wird, nicht was Welt ist.
Die Welt will, daß man ihr verantwortlich sei, nicht sich.
Sozial wird der Mensch, weil er sich selbst im andern sucht.
Ein Pessimist ist ein Mensch, der das Schlimmste erhofft und auf das Beste gefaßt ist.
Seit die Lust aus der Welt entschwand und die Last ihr beschieden, lebt sie am Tag mit der Last, flieht sie des Nachts zu der List.
Eine Notlüge ist immer verzeihlich. Wer aber ohne Zwang die Wahrheit sagt, verdient keine Nachsicht.
Wer außer den Politikern, die sie begehen, beklagt denn die Dummheiten in der Politik? Sind denn die Gescheitheiten in der Politik gescheiter?
Jeder Staat führt den Krieg gegen die eigene Kultur. Anstatt Krieg gegen die eigene Unkultur zu führen.
Die Verluste an Sinnlichkeit und Phantasie, die Ausfallserscheinungen der Menschheit, sind kinodramatisch.
Der Skandal fängt an, wenn die Polizei ihm ein Ende bereitet.
Die Deutschen sitzen an der Tafel einer Kultur, bei denen Prahlhans Küchenmeister ist.
Der Anspruch auf den Platz an der Sonne ist bekannt. Weniger bekannt ist, daß sie untergeht, sobald er errungen ist.
Die Einsamkeit wäre ein idealer Zustand, wenn man sich die Menschen aussuchen könnte, die man meidet.
Die intellektuelle Presse macht dem Schwachsinn des Philisters Mut und erhebt Plattheit zum Ideale.
Über Zeit und Raum wird so geschrieben, als ob es Dinge wären, die im praktischen Leben noch keine Anwendung gefunden haben.
Eine Gesellschaftsform, die durch Zwang zur Freiheit leitet, mag auf halbem Wege stecken bleiben. Die andere, die durch Freiheit zur Willkür führt, ist immer am Ziel.
In der Liebe ist jener der Hausherr, der dem anderen den Vortritt läßt.
Wenn die Natur vor Verfolgung sicher sein will, rettet sie sich in die Schweinerei.
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